SARIANNE E. BREUKER hat, abseits vom Mainstream, aus Volkskunst und Ornamentik, geometrischen Ansätzen und Strategien der Abstraktion eine viel beachtete eigene Bildsprache entwickelt. Bäume, Häuser, Flugzeuge, Wege, Figuren, Gesichter, überziehen ihre Leinwände und Collagen, radikal vereinfacht wie Piktogramme, mit dicken Konturlinien an- und ineinandergefügt wie naives Dekor. Flächig, ohne Räumlichkeit und Perspektive, ohne Licht und Schattenfall verflechten sich die stilisieten Formen zu Allover-Texturen. Im Zauber der Zeichen versteckt sich Erzählerisches, ein überraschendes malerisches Parlando, das auf die Wirklichkeit Bezug nimmt, Persönliches ebenso wie die Gesellschaft im Blick hat – seien es aktuelle Geschehnisse oder etwa Fragen der Menschenrechtsthematik. Dass sich in den oft nur zweifarbigen Kompositionen Motive aus der niederländischen Volkskunst finden, zum Beispiel Punkte, Rosetten, stempelartige Formen, gehört ausdrücklich zum Programm der Künstlerin, die an der Groninger Akademie Minerva als Dozentin lehrt. Sie hatte während ihres Studiums eine Art Feldforschung im kleinen Ort Staphorst durchgeführt und dort die Bedeutung von Farben und Formen im traditionsgeprägten Alltag der Menschen kennengelernt. Diese Suche nach dem Ursprünglichen prägte ihren Blick auf die Gegenwart.

In ihrer künstlerischen Arbeit kopiert sie aber die Formen, Farben und Muster nicht einfach, sondern kreiert daraus ein universelles Medium, mit dem sie die Geschehnisse der Welt und sich selbst reflektiert: Aktuelle Kunst, die den Widerhall der Tradition im urbanen Jetzt zulässt. 

Die komplexen Arbeiten von Sarianne E. Breuker – dazu zählen auch die Gestaltung von Kirchenfenstern und von Architekturen im öffentlichen Raum – entstehen in zeitaufwendigen Prozessen. Damit sie ihre Wirkung entfalten können, muss der Betrachter Zeit mitbringen, sie zu lesen. Sie entziehen sich im Sinn der „Slow Art“ der Hochgeschwindigkeitskultur.

R-M